Mit diesem Blogbeitrag möchte ich dir Hintergrundinformationen zu den Rauhnächten liefern, die ich aus verschiedenen Quellen zusammengetragen habe.
Ich selbst habe im letzten Jahr die Rauhnächte für mich entdeckt. Allerdings weniger aufgrund der teils sehr esoterisch anmutenden Bräuche und Rituale, sondern als bewusste Auszeit für mich und meine Selbstreflexion. Ich habe die Zeit bewusst für mich genutzt und über das gesamte Jahr hinweg gemerkt, wie gut mir das getan hat, weshalb ich es dieses Jahr wieder tun werde.
Aus meiner positiven Erfahrung mit den Rauhnächten und inspiriert durch verschiedene Gespräche entstand im Laufe des Jahres die Idee für meinen
Wegweiser durch die Rauhnächte für Trauernde.
Wann spricht man eigentlich von Rauhnächten?
Als Rauhnächte bezeichnet man die Zeit oder auch Nächte zwischen Weihnachten und Heilige Drei Könige (vom 25.12. bis 05.01.). Es handelt sich somit um 12 Nächte.
Verschiedene Quellen vermuten, dass der Ursprung der Rauhnächte auf die verschiedenen Zeitrechnungen in vergangen Zeiten zurückzuführen ist. So gab es ursprünglich die Zeitrechnung mit dem germanischen Mondjahr mit seinen 12 Monaten, die jeweils wechselnd 29 oder 30 Tage hatten und welches somit lediglich 354 Tage zählte. Auf dieses folgte während der Herrschaft Julius Caesars (100 - 44 v. Chr.) mit dem Übergang vom Römischen zum Julianischen Kalender unsere heutige Zeitrechnung mit dem Sonnenkalender, welches 365 Tage zählt. Die dazu gekommenen Tage bzw. Nächte (12) existierten für die Menschen zunächst gar nicht wirklich und wurden als "Tage zwischen den Jahren" gesehen. Vermutlich hat man ihnen auch deswegen etwas bedrohliches und Unheil stiftendes nachgesagt.
Es gibt jedoch keine eindeutige Überlieferung darüber, wie es dazu kam, dass diese Nächte als Rauhnächte und eine besondere Zeit bezeichnet wurden. Dennoch sprechen wir auch heute noch von der Zeit "zwischen den Jahren" und nehmen diese, als eine ruhigere Zeit wahr.
Welche Symbolik haben die Rauhnächte?
Jede der Nächte steht sinnbildlich für einen der Monate des kommenden Jahres. So steht die erste Nacht für den Januar, die zweite für den Februar etc.
Man sagt den Rauhnächten auch nach, dass alles was in der jeweiligen Nacht und dem dazugehörigen Tag geschieht auch direkten Einfluss auf den jeweiligen Monat hat.
Woher kommt der Begriff Rauhnächte?
Darüber besteht ebenfalls keine Einigkeit. Es gibt jedoch verschiedene Theorien dazu.
Während die einen den Begriff auf das Räuchern zurückführen, welches zu den Standardritualen der Rauhnächte zählt, um Hab und Gut vor Unheil und bösen Geistern zu bewahren, glauben andere, dass der Name auf die stark behaarten Gestalten (wie auch in Brockhaus beschrieben) zurückzuführen ist, die in dieser Zeit ihr Unwesen trieben, weil sie es über das mittelhochdeutsche Wort "rûch" (haarig) herleiten oder, dass es auf das Wort "rauen" zurückgeht, was mit "Winseln" gleichzusetzen ist und sich auf die Winterstürme beziehen könnte, die zu dieser Jahreszeit typisch sind.
Welche Standardrituale zählen zu den Rauhnächten, die auch heute noch Anklang finden?
Das Räuchern
ist wohl das weitverbreitetste Ritual der Rauhnächte, worauf auch die zahlreichen und unterschiedlichsten Anleitungen zu diesem Ritual sowie die Vielfalt der Räuchermischungen, die zu erwerben sind, hinweisen.
Ich nutze für die Rauhnächte lieber eine große Duftkerze, die ich mir bewusst vor den Rauhnächten aussuche und mit deren Duft ich positive Assoziationen verbinde. Einige nutzen inzwischen anstelle des Räucherns auch spezielle Rauhnachtskerzen oder Kräuterkerzen und ersetzen damit das Ritual des Räucherns.
Neben dem Räuchern ist vor allem das Ritual der 13 Wünsche
sehr eng mit den Rauhnächten verknüpft. Für dieses Ritual werden 13 Wünsche für das neue Jahr gesammelt und auf kleine Zettel geschrieben und gefaltet. In jeder Rauhnacht wird ein Zettel gezogen und verbrannt. Damit übergibt man seinen Wunsch, laut der Überlieferung, einer höheren Macht, welche für die Erfüllung des Wunsches sorgen wird. Am Ende der Rauhnächte bleibt ein Wunsch übrig. Für dessem Erfüllung hat man dann den Auftrag im neuen Jahr selbst zu sorgen.
Ein weiteres Standardritual, welches ich gerne praktiziere ist es, bei Einbruch der Dunkelheit ein Licht ans Fenster zu stellen. Auch zu diesem Ritual gibt es verschiedene Überlieferungen. Die einen sagen, dass es helfen soll die bösen Geister zu vertreiben und die Guten anzuziehen. Die anderen gehen davon aus, dass es den Weg nach Hause leuchtet, für alle die in der Dunkelheit noch auf dem Heimweg sind.
Wie passen die Rauhnächte in unsere heutige Zeit?
In einigen Orten finden nach wie vor die "Perchtenläufe" statt, um die bösen Geistern auszutreiben und das Treiben der "Perchten" in den Rauhnächten zu veranschaulichen. Die Gruppe dieser schaurigen Gestalten wird dabei von Frau Perchta, manchmal nur Frau Percht genannt, angeführt und gibt dem ganzen ihren Namen.
Den Höhepunkt finden diese Veranstaltungen in der Perchtennacht am 05.01. und stellen ein beliebtes Spektakel dar, welches heute viele Touristen jährlich in die entsprechenden Gemeinden (üblicherweise im Schwarzwald und alpenländischen Regionen) anlockt.
Somit sind die Rauhnächte ein Tourismusspektakel. Sie stehen in der heutigen Zeit und für mich viel mehr jedoch für eine Zeit der Einkehr, der inneren Stille und der Besinnung. Diese Zeit zwischen den Jahren für sich zu nutzen, um das aktuelle Jahr gut abzuschließen und einen guten und ausgerichteten ersten Schritt ins neue Jahr zu machen, stellt für mich den eigentlichen Sinn und Mehrwert dieser Zeit dar. Es ist für mich ein bewusster Ausstieg aus dem alltäglichen Hamsterrad, um dann ebenso bewusst und fokussiert
Ohne die Rauhnächte oder diese Phase der Selbstreflexion und Zeit für sich, hetzt man nur weiter ins nächste Jahr.
Wie passen Rauhnächte und Trauerarbeit zusammen?
Da Trauerarbeit immer auch mit der eigenen Auseinandersetzung mit sich selbst, seinen Bedürfnissen und Wünschen für die Zukunft zu tun hat und Zeit benötigt, um mit Aufmerksamkeit bedacht zu werden, kam mir dieser Gedanke bereits bei der Reise durch meine Rauhnächte letztes Jahr. Geprägt wurde dies insbesondere von meinen eigenen Erfahrungen und Erkenntnissen während der Rauhnächte, die auch immer wieder mit Themen aus der Trauerarbeit zu tun hatten und durch die Zeit für mich und die Selbstreflexion in Erscheinung traten.
Insbesondere die in Trauer emotional herausfordernde Zeit mit den Feiertagen um Weihnachten und Silvester birgt zum einen die Gefahr, dass man von der Trauer überrollt wird und zum anderen die Möglichkeit der Trauer abseits des Alltagsstresses zu begegnen und sich Zeit dafür zu nehmen.
Ratgeber für die Rauhnächte
Inzwischen gibt es diverse Ratgeber und Journale, die man für die Rauhnächte nutzen kann. Ich selbst habe mit dem Ratgeber von Tanja Köhler (Rauhnächte - 12 Tage nur für dich) meinen Einstieg in die Rauhnächte gefunden und kann ihn all jenen empfehlen, die einen Begleiter mit Fokus auf die Selbstreflektion für die Rauhnächte suchen.
Alle Bücher und Quellen hier aufzuführen, welche ich in der Zwischenzeit zu weiteren Recherchezwecken gewälzt habe, würden den Rahmen dieses Beitrags endgültig sprengen. Sofern du auf der Suche nach weiteren Lesetipps für die Rauhnächte oder einem Begleiter bist, dann lass mir dazu einfach eine
Nachricht zukommen.